Regen an der
Hochzeit

Es ist Juni und der perfekte Hochzeitsmonat. Sollte man meinen. Sonne aber nicht zu heiß. Sollte man meinen. Doch was, wenn es regnet? Horror oder Segen? Heute plaudere ich einmal aus dem Nähkästchen von unserer Hochzeit.

An einem Tag im Juni also. 

 

Für unsere Hochzeit haben wir ein Zelt aufbauen lassen auf einer Burgruine in meinem Heimatdorf, wo auch meine Familie noch wohnt. Wir haben sehr viel selbst gemacht. Schon zwei Tage vor dem großen Tag haben sehr viele liebe Freunde und Bekannte beim Aufbau mitgeholfen. Der Abend vorher der blanke Horror. Ein Gewitter. Die Tische waren schon fertig gedeckt, doch es stürmte und regnete so heftig, dass wir entschieden, alles wieder abzubauen. Die komplette Nacht, regnete und gewitterte es und ich konnte fast kein Auge zumachen. Kopfkino ohne Ende. 

 

Die Trauung war auf der Wiese auf der Ruine geplant. Was aber wenn es regnet? Eine Alternative hatten wir schon bereits im Vorfeld mit dem Pfarrer vereinbart: die Kirche im Nachbarort. Für uns war das allerdings immer die absolute Notlösung.

 

Am Morgen dann der erste Blick aus dem Fenster: Regen. Verdammt. Mir wurde schlecht. Aber hilft ja alles nichts. Denn dann ging es auch schon los. Es musste ja alles wieder neu dekoriert werden im Zelt. Kaum auf dem Gelände angekommen, siehe da – die Sonne kam raus. Schlagartig wurde es heiß. Und das lag nicht nur daran, dass ich drei Stunden vor der Trauung versuchte, letzte Feinschliffe an der Deko hinzubekommen. 

 

Es sah also ganz danach aus, als könnte alles wie geplant stattfinden.

Während ich dann also aufgehübscht wurde und in mein Kleid hüpfte trafen so langsam unsere Gäste auf der Wiese ein. Zum Glück hatten wir Wasserspender aufgestellt, denn mittlerweile war es richtig heiß. Später haben wir erfahren, dass unsere Gäste während der Trauung, die im Gegensatz zu uns in der Sonne gesessen sind, geschwitzt haben wie verrückt.

 

Als dann die ersten Wolken aufgezogen sind, waren alle erleichtert. Davon haben wir nichts mitbekommen und lauschten den Gitarrenklängen und der Stimme unserer wundervollen Sängerin. Doch ein kurzer Blick in die Ferne und ich konnte schon erahnen, was gleich passieren würde…

Dann die Eheversprechen, die wir uns gegenseitig vortragen wollten. Zuerst der Mann. Emotionen pur. Der immer dunkler werdende Himmel ausgeblendet. Dann ich. Den Spickzettel in der Hand, der erste Satz. Plopp. Ein riesiger fetter Wassertropfen mitten auf dem Papier. Plopp. Noch einer. Die Tinte verschwimmt. Dass meine Trauzeugin davon sprintet um einen Regenschirm zu holen bekommen wir nicht mit. Den hatte ich vorsichtshalber ein paar Tage vorher noch gekauft, denn jeder weiß ja: hat man einen Schirm dabei, regnet es nicht… Denkste.

 

Sie hält den Schirm über uns. Auch das bekomme ich nicht mit, denn ich lese weiter. Die Welt um uns herum existiert in diesem Moment nicht. Auch dass unsere Gäste nach und nach Schutz unter den umliegenden Bäumen suchen. Ausgeblendet. Der letzte Satz. Der Regen immer heftiger.  Als ich mich dann langsam umblicke sitzt keiner mehr auf seinem Stuhl. 

Dann geht es ganz schnell. Alle rennen Richtung Zelt. Ein Durcheinander. Doch es scheinen alle irgendwie Spaß zu haben. Ein absurder Moment. Als wir dann als Letzte gemeinsam mit dem Pfarrer das Zelt betreten blicken wir in viele lachende Gesichter, zerstörte Frisuren und klitschnasse Hemden. Die Stimmung könnte aber besser nicht sein.

Die Stühle stehen im Regen, also stehen wir. Alle dicht beieinander und lauschen einer Unplugged-Version von Hallelujah. Und weil Improvisation alles ist, stimmen alle mit ein. Ein magischer Moment, den man niemals hätte planen können und der uns einfach mal eben so geschenkt wurde.

Der zweite Teil der Trauung fand dann also im Zelt statt und während uns anschließend alle gratulierten packte jeder mit an. Die nassen Stühle wurden ins Zelt getragen, abgetrocknet und eine Kuchenbar im Zelt improvisiert. Frisuren wurden gerichtet und alle waren gut drauf. Das Eis war gleich zu Beginn an gebrochen unter den Gästen, die sich nicht kannten. Gemeinsame Erlebnisse verbinden.

Doch eine Sache gab es da doch die irgendwie fehlte: der Auszug. Darauf hatte ich mich sehr gefreut. Wenn die Anspannung abfällt und man an allen bekannten Gesichtern noch einmal vorbeiläuft. Der Startschuss der Sause. Mit Blumenkonfetti und Applaus. Extra dafür hatte meine Mama ihre Rosen geopfert, die Blätter abgezupft und Tütchen für jeden bestückt. Schade drum. Aber hey! man kann nicht alles haben.

Am Nachmittag dann zeigte sich die Sonne dann wieder und alles konnte wie geplant weiter gehen. Die Abkühlung zwischendurch hat allen gut getan und die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Ein lauer Sommerabend sogar mit Abendsonne. Es wurde getanzt und gefeiert bis in die Nacht.

Nur schaut euch mein Kleid an. Völlig durchnässt war es unmöglich, die Schleppe hochzubinden und so schleppte ich sie tatsächlich den ganzen Tag hinter mir her.

Fazit

  1. Das Wetter macht was es will.
  2. Für alles einen Plan B haben.
  3. Nicht an der falschen Stelle sparen. Wir hatten noch überlegt, keinen Boden bauen zu lassen… das wäre eine Matschparty gewesen!
  4. Dem Lauf der Dinge vertrauen.
  5. Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
  6. Mit den richtigen und wichtigen Menschen an der Seite ist alles möglich.
  7. Perfektionismus über Bord werfen.
  8. Am Ende wird alles gut.
  9. …vielleicht sogar noch besser.